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RoHS-Richtlinie – Product Compliance Glossar

Was ist die RoHS-Richtlinie?

Die RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances) ist eine entscheidende Vorschrift der Europäischen Union (Richtlinie 2011/65/EU), die die Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in elektrischen und elektronischen Geräten (EEE) beschränkt. Das Hauptziel der Richtlinie ist es, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor den Risiken zu schützen, die von diesen Substanzen während des gesamten Produktlebenszyklus – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung und dem Recycling – ausgehen.

RoHS legt strenge Grenzwerte für die Konzentration von Schadstoffen auf der Ebene homogener Materialien fest. Zu den aktuell beschränkten Substanzen gehören:

  • Blei (Pb)
  • Quecksilber (Hg)
  • Cadmium (Cd)
  • Sechswertiges Chrom (Cr6+)
  • Polybromierte Biphenyle (PBB)
  • Polybromierte Diphenylether (PBDE)
  • Vier Phthalate (DEHP, BBP, DBP, DIBP), die durch die Richtlinie 2015/863 (RoHS 3) hinzugefügt wurden.

Rechtliche Entwicklung und Geltungsbereich

Die ursprüngliche Richtlinie RoHS 1 (2002/95/EG) trat 2006 in Kraft. Sie wurde 2011 durch die Neufassung RoHS 2 (2011/65/EU) abgelöst, die den Anwendungsbereich erweiterte und die RoHS-Konformität zu einer Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung machte. Seitdem müssen Hersteller eine EU-Konformitätserklärung ausstellen und eine technische Dokumentation gemäß der Norm EN 50581 (heute EN IEC 63000) bereithalten, um die Einhaltung der Vorschriften nachzuweisen.

Mit der delegierten Richtlinie (EU) 2015/863, oft als RoHS 3 bezeichnet, wurde die Liste der beschränkten Stoffe um die vier genannten Phthalate erweitert, die hauptsächlich als Weichmacher in Kunststoffen verwendet werden. Die Richtlinie gilt für nahezu alle elektrischen und elektronischen Geräte, von Haushaltsgeräten und IT-Equipment bis hin zu medizinischen Geräten und Überwachungsinstrumenten.

Anforderungen an Unternehmen und die Lieferkette

Für Hersteller, Importeure und Händler, die Elektro- und Elektronikgeräte auf dem EU-Markt in Verkehr bringen, ist die Einhaltung der RoHS-Richtlinie verpflichtend. Product Compliance in diesem Bereich erfordert ein systematisches Management der gesamten Lieferkette. Unternehmen müssen sicherstellen, dass jedes Bauteil und jedes homogene Material die festgelegten Grenzwerte einhält.

Zu den wesentlichen Schritten zur Sicherstellung der RoHS-Konformität gehören:

  • Materialdeklaration: Einholung von Konformitätszertifikaten und Materialdatenblättern von Lieferanten.
  • Risikobewertung: Analyse der Lieferkette und Identifizierung von Bauteilen mit hohem Risiko.
  • Prüfung und Verifizierung: Durchführung von analytischen Tests (z.B. mittels Röntgenfluoreszenzanalyse) gemäß Normen wie der IEC 62321.
  • Technische Dokumentation: Erstellung und Pflege der erforderlichen Dokumente zur Vorlage bei den Marktüberwachungsbehörden.

Globale Bedeutung und Ausblick

Die RoHS-Richtlinie der EU hat sich zu einem globalen Standard entwickelt. Zahlreiche Länder und Regionen weltweit, darunter China, Japan, Südkorea und Kalifornien, haben ähnliche Gesetze erlassen. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung von nachhaltiger Produktgestaltung und Chemikalienmanagement im internationalen Handel.

Die Liste der regulierten Stoffe wird regelmäßig überprüft und könnte in Zukunft erweitert werden. Für Unternehmen bedeutet dies, dass die RoHS-Konformität kein einmaliges Projekt ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der fest in die Produktentwicklung und das Qualitätsmanagement integriert sein muss. Digitale Tools für das Compliance-Datenmanagement werden dabei immer wichtiger, um Transparenz und Effizienz sicherzustellen.

Timo Mattana
Timo Mattana
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