Produktsicherheit bezeichnet den Zustand eines Produkts, bei dem es bei bestimmungsgemäßer oder vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung keine Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit von Personen darstellt. Als zentraler Pfeiler der Product Compliance gewährleistet sie, dass Produkte nicht nur die Erwartungen der Verbraucher erfüllen, sondern auch allen gesetzlichen und normativen Anforderungen entsprechen.
Was bedeutet Produktsicherheit im Detail?
Im Kern der Produktsicherheit steht die Verpflichtung von Herstellern, Importeuren und Händlern, ausschließlich sichere Produkte auf den Markt zu bringen. Dies umfasst den gesamten Produktlebenszyklus – von der Konzeption und dem Design über die Auswahl von Materialien und die Produktion bis hin zur Kennzeichnung, Verpackung und den beigefügten Anleitungen. Ein sicheres Produkt minimiert Risiken für Verbraucher und Umwelt und schützt Unternehmen vor Haftungsfällen, Rückrufaktionen und Reputationsschäden.
Rechtliche Grundlagen in Deutschland und der EU
Die Anforderungen an die Produktsicherheit sind in einem komplexen regulatorischen Rahmen verankert. Die wichtigsten Vorschriften sind:
- Produktsicherheitsgesetz (ProdSG): Das zentrale deutsche Gesetz, das die allgemeinen Sicherheitsanforderungen für Verbraucherprodukte regelt und die Grundlage für die Marktüberwachung bildet.
- Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG): Legt die Haftung des Herstellers für Schäden fest, die durch ein fehlerhaftes Produkt verursacht werden.
- EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR): Die General Product Safety Regulation löst die bisherige Richtlinie (GPSD) ab und modernisiert die allgemeinen Sicherheitsanforderungen für Produkte auf dem EU-Binnenmarkt.
- Spezifische EU-Verordnungen und -Richtlinien: Je nach Produktkategorie gelten spezifische Vorschriften wie die Niederspannungsrichtlinie (LVD), die Funkanlagenrichtlinie (RED) oder die Chemikalienverordnungen REACH und RoHS.
- CE-Kennzeichnung: Mit dem CE-Zeichen erklärt der Hersteller, dass sein Produkt die geltenden EU-Anforderungen erfüllt und die Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen hat.
Umsetzung in der Unternehmenspraxis
Um die Produktsicherheit systematisch zu gewährleisten, implementieren Unternehmen effektive Product-Compliance-Management-Systeme. Wesentliche Schritte hierfür sind:
- Risikobewertung: Systematische Identifizierung und Bewertung potenzieller Gefahren, die vom Produkt ausgehen können (gemäß Normen wie z.B. DIN EN ISO 12100).
- Konformes Design: Entwicklung von Produkten, die „by Design“ sicher sind und alle relevanten technischen Normen (z.B. IEC 62368-1 für IT-Geräte) erfüllen.
- Material- und Lieferkettenmanagement: Sicherstellung, dass alle verwendeten Materialien und Bauteile den gesetzlichen Vorgaben (z.B. REACH, RoHS) entsprechen.
- Dokumentation und Kennzeichnung: Erstellung der technischen Dokumentation, der EU-Konformitätserklärung sowie Anbringung notwendiger Warnhinweise und Kennzeichnungen wie dem CE-Zeichen.
Aktuelle Trends und Herausforderungen
Die Anforderungen an die Produktsicherheit entwickeln sich stetig weiter. Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung rücken neue Aspekte in den Fokus. Unternehmen müssen sich heute nicht nur mit mechanischer oder elektrischer Sicherheit auseinandersetzen, sondern auch mit:
- Cybersicherheit: Schutz vernetzter Produkte vor unbefugtem Zugriff und Manipulation.
- Künstliche Intelligenz (KI): Verantwortung und Sicherheit selbstlernender Systeme.
- Nachhaltigkeit: Einhaltung von Umweltauflagen und Anforderungen der Kreislaufwirtschaft.
Eine proaktive und ganzheitliche Herangehensweise an die Produktsicherheit ist daher unerlässlich, um den Marktzugang zu sichern und das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen.