Back

Produktregulierung – Product Compliance Glossar

Was ist Produktregulierung? Eine Definition

Die Produktregulierung bezeichnet die Gesamtheit aller gesetzlichen Vorschriften, Normen und Richtlinien, die ein Produkt erfüllen muss, um in einem bestimmten Markt rechtmäßig in Verkehr gebracht, verkauft und betrieben werden zu dürfen. Sie ist ein zentraler Pfeiler der Product Compliance und stellt sicher, dass Produkte sicher, gesundheitlich unbedenklich und umweltverträglich sind. Ziel ist der Schutz von Verbrauchern, Anwendern und der Umwelt vor potenziellen Risiken, die von mangelhaften oder gefährlichen Produkten ausgehen können.

Diese Regulierungen können sich auf verschiedenste Aspekte eines Produkts beziehen – von den verwendeten Materialien und Chemikalien über die elektrische und mechanische Sicherheit bis hin zur korrekten Kennzeichnung und Dokumentation.

Rechtliche Grundlagen: Von ProdSG bis REACH

Die Landschaft der Produktregulierung ist komplex und je nach Markt und Produktkategorie unterschiedlich. In Deutschland und der Europäischen Union bilden mehrere Gesetze und Verordnungen das Fundament:

  • Produktsicherheitsgesetz (ProdSG): Das zentrale deutsche Gesetz, das die grundlegenden Sicherheitsanforderungen für fast alle Produkte auf dem deutschen Markt festlegt.
  • EU-Richtlinien und Verordnungen: Auf europäischer Ebene definieren spezifische Regelwerke die Anforderungen für bestimmte Produktgruppen. Zu den wichtigsten zählen:
    • Die Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) für die Sicherheit von Maschinen.
    • Die Niederspannungsrichtlinie (2014/35/EU) für elektrische Sicherheit.
    • Die EMV-Richtlinie (2014/30/EU) zur elektromagnetischen Verträglichkeit.
    • Die RoHS-Richtlinie (2011/65/EU) zur Beschränkung gefährlicher Stoffe in Elektrogeräten.
    • Die REACH-Verordnung (EG 1907/2006) zur Regelung von Chemikalien.
  • Harmonisierte Normen: Diese technischen Spezifikationen konkretisieren die allgemeinen Sicherheitsanforderungen der EU-Richtlinien. Die Anwendung dieser Normen löst die sogenannte „Konformitätsvermutung“ aus und ist ein wesentlicher Schritt zur Erlangung der CE-Kennzeichnung.

International existieren vergleichbare Systeme, wie der CPSA (Consumer Product Safety Act) in den USA oder die CCC (China Compulsory Certification) in China.

Praktische Umsetzung im Produktlebenszyklus

Für Unternehmen bedeutet Produktregulierung einen kontinuierlichen Prozess, der den gesamten Produktlebenszyklus begleitet. Die Umsetzung erfordert systematische Maßnahmen:

  • Design for Compliance: Regulatorische Anforderungen müssen bereits in der Entwicklungs- und Designphase berücksichtigt werden, um kostspielige Nachbesserungen zu vermeiden.
  • Prüfung und Zertifizierung: Produkte müssen umfangreichen Tests unterzogen werden, um die Konformität mit allen relevanten Normen und Gesetzen nachzuweisen.
  • Technische Dokumentation: Die Erstellung und Pflege von Dokumenten wie Risikobeurteilungen, Prüfberichten, Gebrauchsanleitungen und der EU-Konformitätserklärung ist zwingend erforderlich.
  • Lieferketenmanagement: Die Sicherstellung der Compliance erstreckt sich auch auf Bauteile und Materialien von Zulieferern.

Aktuelle Trends und Herausforderungen

Die Welt der Produktregulierung ist dynamisch. Aktuelle Entwicklungen wie die EU-Marktüberwachungsverordnung (2019/1020) führen zu strengeren Kontrollen, insbesondere im Online-Handel. Gleichzeitig rücken Themen wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) stärker in den Fokus. Neue Technologien erfordern zudem neue Regelwerke, wie den EU Cyber Resilience Act für Produkte mit digitalen Elementen oder den EU AI Act für Produkte mit künstlicher Intelligenz. Unternehmen müssen diese Trends antizipieren, um langfristig rechtssicher und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Timo Mattana
Timo Mattana
http://spacegoats.io

Bleibe up
to date

Gib mir die Neuigkeiten!