Was ist Produktkonformität? Eine Definition
Produktkonformität bezeichnet die Übereinstimmung eines Produkts mit allen für es geltenden gesetzlichen Vorschriften, Verordnungen, Normen und technischen Standards. Im Rahmen der Product Compliance stellt sie sicher, dass ein Produkt während seines gesamten Lebenszyklus – von der Entwicklung über die Herstellung und das Inverkehrbringen bis hin zur Entsorgung – sicher, gesetzeskonform und für den vorgesehenen Markt zugelassen ist. Ein konformes Produkt darf legal auf dem Markt, beispielsweise innerhalb der Europäischen Union, angeboten werden.
Rechtliche Grundlagen und zentrale Vorschriften
Die Basis der Produktkonformität in Europa bildet ein komplexes Geflecht aus EU-Richtlinien und -Verordnungen, die in nationales Recht umgesetzt werden. Die Verantwortung für die Einhaltung liegt bei den Wirtschaftsakteuren wie Herstellern, Importeuren und Händlern.
Zu den wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen gehören:
- Produktsicherheitsverordnung (GPSR): Legt allgemeine Sicherheitsanforderungen für Verbraucherprodukte fest.
- Spezifische EU-Richtlinien: Je nach Produktkategorie gelten u.a. die Niederspannungsrichtlinie (LVD), die Richtlinie über elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) oder die Funkanlagenrichtlinie (RED).
- Stoffbeschränkungen: Die REACH-Verordnung regelt den Umgang mit Chemikalien, während die RoHS-Richtlinie die Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten beschränkt.
- Marktüberwachungsverordnung (EU) 2019/1020: Stärkt die Kontrollen durch die Behörden, insbesondere im Online-Handel, um nicht-konforme Produkte vom Markt zu entfernen.
Ein zentrales sichtbares Zeichen der Produktkonformität in der EU ist die CE-Kennzeichnung. Mit ihr erklärt der Hersteller, dass sein Produkt alle anwendbaren EU-Vorschriften erfüllt.
Der Prozess zur Sicherstellung der Produktkonformität
Um die Konformität eines Produkts zu gewährleisten, müssen Unternehmen einen systematischen Prozess durchlaufen. Dieser umfasst typischerweise folgende Schritte:
- Anforderungsanalyse: Identifikation aller relevanten Gesetze, harmonisierten Normen (z. B. EN-Normen) und Standards für das spezifische Produkt und den Zielmarkt.
- Konformitätsbewertungsverfahren: Durchführung der vorgeschriebenen Prüfungen und Bewertungen. Dies kann interne Fertigungskontrollen oder die Einbeziehung einer benannten Stelle (Prüflabor) erfordern.
- Erstellung der Technischen Dokumentation: Umfassende Dokumentation aller Nachweise, wie z.B. Risikobeurteilungen, Prüfberichte, Konstruktionszeichnungen und Bauteillisten.
- Ausstellung der EU-Konformitätserklärung: Der Hersteller oder sein Bevollmächtigter stellt dieses rechtsverbindliche Dokument aus und übernimmt damit die Verantwortung für die Konformität des Produkts.
- Anbringung der Kennzeichnungen: Das Produkt wird mit der CE-Kennzeichnung und weiteren erforderlichen Informationen (z.B. Herstelleradresse, Typenbezeichnung) versehen.
Verantwortung und Haftung der Wirtschaftsakteure
Die primäre Verantwortung für die Produktkonformität liegt beim Hersteller. Importiert ein Unternehmen Produkte von außerhalb der EU, gilt es als „Inverkehrbringer“ und übernimmt die Herstellerpflichten (sogenannte Herstellerfiktion). Auch Händler und Online-Marktplätze sind verpflichtet, die Konformität der von ihnen angebotenen Produkte stichprobenartig zu überprüfen.
Verstöße gegen die Produktkonformität können schwerwiegende Konsequenzen haben, darunter Vertriebsverbote, hohe Bußgelder, Produktrückrufe und zivilrechtliche Haftungsansprüche. Ein proaktives Compliance-Management ist daher nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der eigenen Marke.