Die Teilnehmer des Zentraleuropa-Programms kennen Polen bisher nur als externen Lagerort für den deutschen Amazon Marketplace. Nun werden Deutschlands Nachbarn Schweden und die Niederlande als unabhängige Marktplätze folgen. Für einen erfolgreichen Start als Verkäufer/in auf dem neuen Marktplatz gibt es natürlich ein paar Dinge zu beachten.
1. Starte auf Amazon PL: Lade Angebote auf dem polnischen Marktplatz hoch
Um Produkte in Polen verkaufen zu können, musst du deine Angebote zuerst auf amazon.pl einstellen. Dazu gehst du in der Verkäuferzentrale in den Bereich “ International Listing Setup“ und klickst auf „Sell Worldwide“.
SPACEGOATS-Extra-Tipp: Achte darauf, dass an dieser Stelle der polnische Marktplatz verknüpft ist. Nur dann besteht der Zugang zu deinen Listings.
Dann kannst du deine Listings hochladen. Dafür hast du zwei Möglichkeiten: En masse als Bulk-Upload oder einzeln.
Massen-Upload von Produktangeboten auf Amazon Polen
Um mehrere Produkte auf einmal hochzuladen, gehe zu Erste Schritte unter Internationales Angebot einrichten und wähle das Herkunftsland deiner Produkte aus, zum Beispiel Deutschland.
Wenn du auf Weiter klickst, kannst du deine SKUs eingeben, speichern und fortfahren und landest dann auf der Seite, auf der du die Preise anpassen kannst.
Denn Vorsicht ist geboten: In Polen gibt es – genau wie in Schweden – nicht den Euro. Du musst also deine Preise in polnischen Zloty angeben.
Wenn du keine weiterführende Recherche durchgeführt hast oder zufällig Experte für Währungen und Wechselkurse bist, empfehlen wir dir, ein Feature von Amazon zu nutzen. Das schlägt dir nämlich auf Basis deiner Euro-Preise auf dieser Seite direkt Preise in Zloty vor.
Anschließend klickst du wieder auf speichern und fortfahren. Nach etwa 48 Stunden sind deine Listings in Polen online.
Wichtig ist, dass du die oben erwähnte Verknüpfung deiner Produkte wieder löst, indem du auf die entsprechende Schaltfläche im Seller Central klickst. Diese Verknüpfung kann nämlich je nur mit einem Marktplatz bestehen und du könntest deine Listings sonst nicht beibehalten und mit anderen Marktplätzen verknüpfen.
Einzelne Angebote auf den polnischen Amazon-Marktplatz hochladen
In dem Bereich, in dem du deinen Bestand verwaltest, kannst du auf ein einzelnes Angebot klicken.
Dann gib unten „Polen“ ein, speichere und klicke auf „Weiter“ – und schon kannst du loslegen.
2. Polnische Registrierungen und Lizenzierung für den Start auf amazon.pl
Wer auf amazon.pl verkaufen möchte, muss sich zunächst um die Verpackungslizenzierung kümmern. Die Registrierungspflicht in Polen gilt nämlich schon ab dem allerersten Produkt.
Deshalb gilt es, vor dem eigentlichen Verkauf die Registrierung in Polen durchzuführen. Die Alternative besteht nur darin, nicht nach Polen zu exportieren bzw. dort zu verkaufen.
Neben der Verpackung ist natürlich auch die Steuer ein Thema, denn du brauchst eine polnische Steuernummer, um in Polen zu verkaufen.
Stellvertretende System- und Dienstleistungsanbieter
In Polen gibt es ein Stellvertretersystem. Das heißt, du brauchst für gewisse Registrierungen bestimmte Kennnummern, die nur Menschen aus Polen haben – oder eben einen polnischen Stellvertreter.
Der erste Schritt für die meisten Verkäufer/innen ist also, einen Stellvertreter direkt in Polen zu suchen oder einen Dienstleister wie Certify in Deutschland zu fragen, ob er die Registrierung für dich im Ausland übernehmen kann.
Obligatorisch für den Verkauf in Polen: Registrierung der Verpackung
Erst wenn deine Verpackungen ordentlich registriert sind, kannst du verkaufen. Danach musst du natürlich noch entsprechend melden, wie viel du im Laufe eines Jahres tatsächlich verkauft hast, also wie viel Verpackungsmüll du letztendlich produziert hast.. Auf dieser Basis werden dann die Kosten für die Verpackung berechnet. Dazu kommen die Kosten für die Registrierung und den Dienstleister bzw. Stellvertreter. Insgesamt bewegt sich das in den meisten Fällen alles im echt niedrigen dreistelligen Bereich.
Registrierung der geschätzten Verpackungsmenge im Voraus
Trotzdem solltest du bei der Voranmeldung eine möglichst akkurate Schätzung angeben. Wer zu wenig angemeldet hat, zahlt später eine Strafe – und wenn du zu viel anmeldest, hast du logischerweise auch zu viel bezahlt.
Je nach Produkt und Zielgruppe in den einzelnen Ländern kannst du andere Marktplätze wie Großbritannien als Richtwert für die Menge der verkauften Produkte und der produzierten Verpackungen heranziehen.
Informationen über Verkauf und Verpackung einreichen
Wenn du einen Dienstleister für die Registrierung gefunden hast, braucht der natürlich ein paar Infos von dir. Das sind deine Unternehmens- und Kontaktdaten und Angaben zu deinen Verkaufen: Wie viel wird wo von welchem Produkt verkauft? Auch die Betriebswege können eine Rolle spielen – welche Daten und Infos du angeben musst, erfährst du logischerweise direkt von deinem Dienstleister.
Die Art des Produktes ist deshalb wichtig, weil bestimmte Eigenschaften noch einmal extra registriert werden müssen. Bei Elektrogeräten oder Batterien zum Beispiel ist mehr zu beachten als nur die Verpackungsregistrierung.
Verpackungsregistrierung und BDO-Nummer
Dein Dienstleister wird dann die polnische Register-Nummer, die auch BDO-Nummer genannt wird, für dich beantragen. Die Nummer bekommst du per Brief zugestellt.
Gib die polnische Registrierungsnummer im Rechnungssystem an
Alle Informationen müssen dann auch auf den Rechnungen korrekt vermerkt werden.
Auf jeder Rechnung, die nach Polen geht, muss die BDO-Nummer zu finden sein. Leider wissen das viele Seller nicht. Das ist dann doppelt ärgerlich, wenn man nämlich schon erfolgreich registriert ist, aber wegen eines solchen Formfehlers Probleme bekommt.
Schreibe deshalb immer die Registrierungsnummer auf die Rechnung und setze sie direkt im Abrechnungssystem als festen Bestandteil ein.
Tatsächliche Verpackungsmengen anmelden und Gebühren zahlen
Dann bleibt jetzt eigentlich nur noch eines übrig: Die entsprechenden Summen an die Behörden zahlen. Die sind übrigens wirklich peanuts im Vergleich zu den Strafgebühren, wenn man sich nicht registriert – also die Sache lohnt sich!
Steuerliche Registrierung von Verkäufen und Lagern in Polen
Wer bereits für den deutschen oder andere europäische Marktplätze an Amazons Programm Mitteleuropa teilnimmt, muss ohnehin in Polen steuerlich registriert sein. Denn auch wenn du deine Ware bisher nicht in Polen verkauft hast, die Produkte sich aber in einem Lager innerhalb der polnischen Grenzen befinden, muss deine Ware in diesem Land eben auch angemeldet werden.
Du bist daher verpflichtet, deine Waren für die Umsatzsteuer zu registrieren und regelmäßig eine Umsatzsteuer-Voranmeldung abzugeben.
SPACEGOATS Extra-Tipp: Du willst in Polen Waren verkaufen oder lagern, aber ohne den Ärger mit der steuerlichen Registrierung? Komm an Bord und wir kümmern uns darum!
3. Amazon Polen: Startschwierigkeiten und anfängliche Einschränkungen auf amazon.pl
Offiziell wird Polen bereits im März 2021 der achte europäische Amazon-Marktplatz. Allerdings ist die Plattform erst im August online gegangen – und selbst das bedeutet nicht, dass alles sofort reibungslos läuft.
Der polnische Marktplatz ist in Bezug auf einige Funktionen für Verkäufer/innen noch etwas eingeschränkt.
Noch keine Werbung und PPC auf Amazon Polen möglich
Werbung für deine Produkte machen? Da sieht es aktuell auf amazon.pl noch richtig düster aus. Es ist noch nicht möglich, Coupons oder Anzeigen zu schalten oder PPC-Kampagnen einzurichten.
Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer: Blitzangebote und 7-Tage-Deals werden im Seller Central bereits angezeigt. Zwar führt ein Klick darauf auf eine Fehlerseite, aber alles deutet darauf hin, dass Amazon diese Art von Angeboten sehr bald freischaltet.
Fokus auf Auflistung und Inhalt
Was bleibt also, wenn du keine Möglichkeiten hast, deine Produkte zu bewerben? Der eigentliche Inhalt muss her.
Viele Seller fokussieren sich zu sehr auf bezahlte Kampagnen und Anzeigen und vergessen dabei, den Kern des Beworbenen zu gestalten. Allerdings kann nur auf dem soliden Grund eines guten Listings mit gutem Content eine erfolgreiche Kampagne aufgebaut werden – immerhin soll deine Zielgruppe auf der Produktseite ja auch überzeugt werden und nicht sofort wieder wegklicken.
Texte für die Suche optimieren
Ohne Werbung ist es besonders wichtig, dass dein SEO-Content richtig gestaltet ist. Das heißt, sämtliche Textbausteine deines Produktlistings sollten so optimiert werden, dass deine Zielgruppe dein Produkt findet.
A+ Inhalte richtig verwenden
Wenn du außerdem die Möglichkeit hast, A+ Content zu nutzen, solltest du das unbedingt tun. Und nicht nur das: Dieser A+ Content sollte auch bestmöglich gestaltet sein. Mehr Infos zum Thema findest du in diesem Artikel.
Übersetzung auf professioneller Ebene
Ein wichtiger Punkt beim Inhalt deines Listings ist natürlich die Sprache. Bei einer automatischen Übersetzung oder mit einem suboptimalen Tool schleichen sich unglaublich schnell Fehler ein, die teilweise schwerwiegende Folgen haben und sogar zu gesperrten Listings führen können.
Deshalb solltest du auf jeden Fall in eine professionelle Übersetzung und Anpassung deiner Texte investieren. Bei einem Dienstleister wie z.B. eFly erhältst du zusätzlich eine professionelle Keyword-Recherche, die bei der Suchoptimierung deiner Texte hilft.
Das zahlt sich auch weiterhin aus, wenn die Werbefunktionen in Polen freigeschalten werden. Denn durch bezahlte Kampagnen lockst du zwar Kunden auf die Produktseite, dort musst du sie aber doch noch vom Kauf überzeugen – und das kann richtig guter Content.
Der Konkurrenz voraus sein
Vor allem in den ersten Tagen eines neuen Marktplatzes lohnt es sich, von Anfang an alles richtig zu machen und sich von Anfang an auf qualitativ hochwertige Inhalte und Texte zu konzentrieren.
Viele Seller wiegen sich nämlich in dem Glauben, dass die automatische Übersetzung von Amazon völlig ausreichend sei. Mit Profi-Texten kannst du dich also von deiner Konkurrenz hervorheben.
Inventurplanung für Polen fehlt
Ein weiteres Hindernis liegt in dem derzeit schon erschöpfenden Thema der Bestandsaufnahme.
In Seller Central fehlt im Moment noch die Bestandsplanung.
Obwohl es schon lange mehrere Versandzentren in Polen gibt, gehören sie zum deutschen Marktplatz und sind daher auch im DE-Bestand aufgeführt.
SPACEGOATS-Extra-Tipp: Ein DE-Lager innerhalb polnischer Grenzen erkennst du daran, dass die Adresse auf Englisch geschrieben ist, zum Beispiel Saxony-Anhalt statt Sachsen-Anhalt. Das bedeutet, dass die Ware in Sachsen-Anhalt nur zwischengelagert wird und dann per LKW in ein polnisches Lager kommt.
Das gilt übrigens auch für Schweden und Holland: Die Bestandsplanung muss immer noch über DE erfolgen.
In jedem Fall ist es ratsam, den Bestand und den Kontostand täglich zu überwachen und zu überprüfen, da es in den letzten Monaten häufig Probleme mit Lagerkapazitäten und Ähnlichem gab.
Wir können nur hoffen, dass diese anfänglichen Stolpersteine eines neuen Marktplatzes bald ausgeräumt sind und wir gemeinsam auf amazon.pl durchstarten können!